Warum ich die Arbeiten von Carmen Baena liebe
Das Atelier von Carmen Baena liegt hinter ihrem Wohnhaus. Es ist unterteilt in einen Außen- und einen Innenbereich. Draußen ist das Lager für Rohmaterialien, für unbearbeitete Steinblöcke, Holz und Altmetall. Das ist überdacht, nicht um vor Regen sondern vor der Sonne geschützt zu sein.
Molina de Segura liegt in in der Región de Murcia, also südlich des 38. Breitengrades, in der trockensten Landschaft Europas. Hier regnet es kaum.
Im Sommer 2015 haben wir eines der seltenen Gewitter mit einem kurzen starken Schauer erlebt. Es ist sehr beeindruckend, mit welcher Schnelligkeit die ausgetrocknete Erde die Feuchtigkeit aufnimmt und schon wenige Stunden später nichts davon mehr an der Oberfläche zu erkennen ist. Der Arbeitsraum hat Oberlicht nach Westen und kann im Verlauf des Nachmittags sehr heiß werden. Carmen Baena behilft sich mit einem Belüftungssystem, das ihr den Aufenthalt dann erträglich macht. Arbeiten aber kann sie nur morgens, wenn die Sonne den Raum noch nicht erreicht hat und die Kinder in der Schule oder betreut sind. Im Außenatelier behaut Carmen Baena ihre Marmors.
Innen werden die fertigen Arbeiten aufbewahrt, es gibt Grafikschränke für die Papierarbeiten, dort steht die Nähmaschine. In Regalen sind zahlreiche ihrer frühen Arbeiten aufgestellt. Objekte, entstanden aus Fundstücken, freiplastisch aufgebaut in verschiedenen Materialkombinationen. Häuser. Schneckenhäuser, Häuser mit Rädern, Häuser auf Stelzen, runde Häuser, Häuser wie Hüte, fliegende Häuser.
Das Haus ist das erste Leitmotiv. Das Haus als frühestes artifizielles Werk, Symbol des Schutzes, der Geborgenheit. Das Haus ist keine Erfindung des Menschen, aber der Mensch ist in der Lage, die Architektur zu variieren, mit der Architektur zu spielen, bewusst zu konstruieren. Dennoch interessiert Carmen Baena nicht so sehr das Aussehen des Gebäudes oder seine Funktionalität. Sie konzentriert sich auf die Hülle, die Außenhaut. Ihre Gebäude haben eine Körperlichkeit, die an Organismen erinnern, so als ob das Erbaute nicht nur das Lebende schützt, sondern selber lebt. Einige der Hausprojekte stammen aus der Serie der Nómadas, Nomaden. Mensch und Haus verschmelzen zu einem Wesen, das beweglich ist. Das Paradoxon gefällt mir. Noch deutlicher formuliert sie ihre Gedanken in den Marmors.
Sie verwendet meistens dicke Platten oder kleine Blöcke, die aus einem Steinbruch der Region stammen. Mit Hammer und Meißel wird die Oberfläche reliefartig bearbeitet. Eine Gebirgslandschaft entsteht, mit dicht gereihten Bergketten wie die Wogen eines aufgewühlten Meeres. Mitten darin ein kleines Haus, vier Wände, ein Satteldach, eine einfache Konstruktion, Zeichen menschlichen Lebens unter widrigsten Umständen. Weiter im Zentrum Andalusiens liegt Belerda, der Ort, an dem Carmen Baena einen Teil ihres Lebens verbrachte und wohin sie jedes Jahr vor der größten Sommerhitze flieht. Das Dorf liegt in den Wänden eines tiefen Canon in der Provinz Granada. Seit Jahrhunderten werden die Häuser in den Fels, in die Gesteinsschichten gehauen, in vielen Etagen übereinander, verbunden über schmale Serpentinstraßen. Über die Häuserterrassen begleite ich Carmen Baena langsam nach oben.
Die Straßen sind nur zu einem Teil so ausgebaut, dass Autos darauf fahren können. Und auch die Fußwege sind nicht einfach zu begehen, sie sind steil, voller Steine und Geröll. Je höher man steigt, desto weniger Schatten gibt es. Oben auf der Hochebene, einer flachen, steppenartigen Landschaft, nichts, Leere, keine Häuser, nur ein großer Horizont, an dessen südlichem Ende die gewaltigen Gebirgszüge der Sierra Nevada aufragen. Carmen erzählt von ihrer Jugend und dem Leben hier. Jeder Satz ist eine kleine Liebeserklärung an diese Region. Ich kann sie gut verstehen, denn auch mein Leben ist durch die Sehnsucht nach meiner virtuellen Heimat geprägt. Ist Heimat immer der Ort, an dem man gerne wäre, den man aber auf Dauer nicht erträgt? Wie kann man Heimat wiederfinden, wenn man sie verlassen muss? Ist die auf Erinnerung basierende Sehnsucht nicht doch die bessere Lebensalternative? Wenn man am schönsten Ort der Welt wohnt, nimmt man ihn dann noch so wahr? Ich bin davon überzeugt, dass wir uns genau die Welt schaffen, die wir gerne hätten.
Das geht eben nicht ohne Kompromisse und auch nicht ohne Auseinandersetzung. Wir lieben Flugreisen, aber die Menschen, die nah am Flughafen leben, leiden unter Lärm und Dreck. Wir lieben unsere Mobilität, unsere Autos, unsere Autobahnen, aber eine schöne Landschaft wird dadurch zerstört.
Wir möchten uns in Europa frei bewegen können, sind froh und stolz, viele Grenzen überwunden zu haben, und müssen dagegen kämpfen, dass neue errichtet werden. In den Arbeiten von Carmen Baena sind die Refugien kompromisslos intakt. Und sie sind im höchsten Maß funktionstüchtig. Wenn ich die Marmorlandschaften betrachte, bin ich nicht nur von der Feinheit der Oberflächenstruktur begeistert, sondern ich möchte mich auf ein Miniaturmaß schrumpfen und dort einziehen. Sie erinnern mich an die selber gestalteten Puppenstuben meiner Kindheit. Da habe ich mir meine Welt gebastelt, in die ich jeden Tag für Stunden eintauchen, Kraft schöpfen und Bestätigung in meiner Kreativität finden konnte. Bei Carmen Baenas Marmorskulpturen ist die Wirkung dieselbe, aber verursacht durch ein sehr subtil gestaltetes Kunstobjekt. Seit einiger Zeit benutzt Carmen Baena eine alte fußbetriebene Nähmaschine. Ihr dabei zuzusehen ist sehr interessant.
Mit derselben Konzentration, mit der sie ihre Marmors behaut, füllt sie Flächen mit dicht schraffierten Garnstichen oder setzt Nähte über die Konturen ihrer Landschaftszeichnungen. Sie schafft eine fantastische Reliefwirkung, die noch unterstützt wird durch das unkonventionelle Trägermaterial des handgeschöpften Papiers. Carmen sucht permanent nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, und sie hat ein unglaubliches Potential. Sie ist eine der vielseitigsten Künstlerinnen, die ich kenne. In jedem Material gestaltet sie Außerordentliches.
Ihre Arbeitsweise ist ein vorsichtiges und oft unsicheres Herantasten an das Ergebnis. Ich bewundere ihre objets trouvés, ihre Marmors, am nächsten aber sind mir Ihre Fotografien. Hier sind die Arbeiten ganz anders konzipiert aber von gleicher großer Intensität. Nicht Häuser und Landschaften sind ihre Sujets, wie man erwarten würde, sondern der Mensch. Schwarzweiße Fotografien zeigen Akte, Frauen kauern in embryonalen Stellungen oder sitzen auf ihren Beinen, mit dem Rücken zum Betrachter. Es handelt sich nicht um Porträts, es gibt keinen Augenkontakt. Dargestellt ist ein anonymer nackter Mensch. Carmen Baena collagiert diese Fotos mit Textil, Wachs oder Acryl.
Das Ergebnis ist eine ganz direkte Aussage über die Selbstfindung und den Selbstschutz, gelöst von der metaphorischen Sprache der Skulpturen und Papierarbeiten. Heimat ist da, wo ich bin, in mir selber. Ich finde das, was ich suche, auch in mir. Jede einzelne dieser Collagen betrifft mich, mein schutzbedürftiges empfindliches kurzes Leben, obwohl ich selber nicht dargestellt bin. Aber Carmen Baena setzt meinem unbedeutenden Leben ein Denkmal. Das ist das, was Kunst im optimalen Fall bewirkt: aus der Anonymität heraus Betroffenheit hervorzurufen. Ich finde mich darin, obwohl ich nicht gemeint bin. Das ist der Grund, warum ich ihre Arbeiten liebe.
Ingrid Gilgenmann
PRENDIDO EN LA MEMORIA
Ardieron en el fuego de las horas,
uno tras otro, todos los instantes.
Contemplé su fulgor
antes de consumirse entre las brasas.
No supieron mis manos
retener el momento.
Las hundo en la ceniza fría y gris
por si acaso el ayer se oculta en su letargo
o por si los recuerdos pudieran abrigarme
o pudiese el recuerdo en de un recuerdo
prender en la memoria.
HOJA
La observo suspendida. Sólo es
una más de las hojas en el árbol.
Con un breve temblor
la ráfaga de viento la descose.
Se mantiene en el aire unos instantes,
planea entre las dudas,
como si pretendiese descansar
en una transparencia imaginaria
o soñase, tal vez, con un regreso
que averigua imposible.
Intento retener su recorrido,
aprehender su derrota y su contorno
al saberla dormida sobre el suelo.
No alcanzaré, siquiera, a distinguirla
cuando mis pies caminen
sobre la turbidez de la hojarasca.
CARTELES
Sobre el muro impasible, los carteles
anuncian un concierto de un verano
que se fue para siempre.
Capa a capa
se superponen rostros y lugares
que el viento desmigaja y los retuerce
como árboles marchitos.
Haz memoria.
Recuerda dónde estabas aquel día,
de qué forma ocupaste los momentos
que el rótulo señala.
Puedes ser
que fueras a la cita o con excusas
la pasaste por alto, ni lo sepas,
o, tal vez, dé lo mismo.
Cuando intuyes
que hay algo que se encorva, se desgrana.
Es un cartel pegado a la intemperie
de tu pared más íntima.
LA VOLUNTAD DEL ÁRBOL
Ser árbol es nacer para quedarse,
desconocer la prisa,
vivir todo a su tiempo.
Para crecer alzar sólo los brazos.
Ser árbol es hacer oídos sordos
a la desconfianza,
al miedo de perderse.
Que el viento no renueva las raíces.
Ser árbol es abrir un hueco nuevo,
cavar bajo la tierra,
buscarse en lo remoto,
constituir un hito en el paisaje.
Ser árbol es cuidar de la abundancia,
determinar la sombra,
el abrigo continuo.
Hablar en el idioma de los pájaros.
Ser árbol es también reconciliarse
con el gusano, el níscalo,
la hormiga o el castor.
Ser árbol es soñar con ser el bosque.
LAS CIFRAS DEL ASOMBRO
Existe una visión muy limitada
desde el planeta Tierra.
Sólo podemos ver
una pequeña parte,
apenas sustancial,
de todo el universo.
En ella, aun siendo mínima,
habrá cien mil millones de galaxias
aproximadamente,
porque es aproximado calcular
que dentro de sus límites
hay objetos que vuelan
a trece mil millones de años luz
que, en estas condiciones,
es como decir cerca.
Dos agujeros negros que se unen
en el último instante
liberan la energía al unísono
de todas las estrellas conocidas.
Sólo es cuestión de tiempo
que nuestro sol se agote;
se apagará al cumplir
escasos cinco mil millones de años
que, visto de esta forma,
es como decir pronto.
Tenemos la certeza de que un día
(aunque para ese entonces
palabras como “ahora”, “después”, “antes” y “luego”
no servirán de nada),
también nuestra galaxia morirá;
se detendrá de frío el mismo Cosmos
pues todo está llamado a terminarse,
si bien nos falta mucho para eso
que, puesto en perspectiva,
es como decir nunca.
Porque estas son las cifras del misterio
cuando el asombro es otro:
el segundo que acaba de pasar
es infinitamente más lejano
que un segundo que esté en el porvenir
aunque sea a millones de años luz.
Cuanto reconocemos,
conseguimos medir o imaginar,
podemos suponer o deducir
por muy lejos que esté
nunca estará tan lejos,
como puedan estarlo
las cosas que ya han sido.
EL HILO QUE NOS TEJE
Mis hermanos y yo,
tras cenar, ayudábamos a madre.
Hacíamos ovillos con madejas
compradas en un puesto
multicolor y alegre del mercado.
Nosotros sosteníamos la lana
sentados frente a madre
con nuestra espalda erguida,
los brazos flexionados,
las manos separadas
(para evitar así que se enredase),
mientras ella formaba unas esferas
que dejaba caer al microcosmos,
que se iba formando en el capazo
y el gato contemplaba con intriga.
Ansiosos, como estatuas, esperábamos
que nos llegase el turno
de relevar al otro en la faena,
en cuanto se cansaba de estar quieto
en aquella postura faraónica.
Veíamos –acaso– hipnotizados,
entre ella y nosotros,
columpiarse la hebra en el vacío
como el cable de un equilibrista.
Pensábamos, quizás,
que estábamos tejidos de igual modo
a lo largo de siglos o de eras,
que es el tiempo la araña que nos hace.
TANKAAS
Suele ocurrir
que está nuestro destierro
en la vereda
que habíamos tomado
tratando de eludirlo.
No hay nada gratis.
La montaña conoce
el precio exacto
para quien quiere hollar
la nieve de su cumbre.
No tengas miedo.
La vida no se rompe
más de una vez.
Seguir o comenzar
son una misma cosa.
Un corazón
permanece tranquilo
en la derrota
pues no puede perder
lo que nunca fue suyo.
En su inocencia
la taza no distingue
lo que contiene;
sólo presta su loza
al veneno o al té.
El río acata
sus dos naturalezas;
siempre de paso,
siempre en el mismo sitio
dentro de sus orillas.
Recuerda esto:
sólo en la superficie
del agua quieta
se refleja tu rostro,
encuentras la verdad.
Antes de hablar
detente en el paisaje.
La flor del tilo
continuará en la rama
después de tú calles.
Cada mañana
es un principio nuevo.
El viento olvida
a quienes ha tocado
y sigue su camino.
Poemas de Inma Pelegrín